28. April 2024

When Shit hits the Fan

So spielt das Leben: in den letzten Wochen konnte man hier nachlesen, wie hochmotiviert ich in das neue Jahr gegangen bin. Wie es mit der Ernährung und dem Abnehmen endlich mal wieder klappt und auch wie sich meine Kondition von der Corona-Infektion Anfang Dezember wieder erholt. Alle Zeichen stehen auf „Go“ – bis zur nächsten Kontolluntersuchung.

Gut 15 Monate war ich tumorfrei und hatte große Hoffnung, dass die Immuntherapie gut anschlägt. Die Nachuntersuchungen der letzten Monate waren so gut, dass ich auch dieses Mal schon fast wieder ein wenig Routine hatte. Mein Kopf kreiste nicht wie sonst so oft um die Frage „Was ist, wenn er wieder da ist?“. Machen, abhaken und weiter trainieren, so war mein Plan. Der wurde nun aber dummerweise zunichte gemacht.

Im Gegensatz zu meinen sonstigen Tumoren hat sich hier spaßeshalber mal ein sog. Tumorrasen gebildet. Laut meinem Urologen auch weiterhin relativ ungefährlich. Er meint, wenn es weiter bei solchen Befunden bleiben würde, könnten wir das Spiel mit weglasern weiter treiben bis ich weit über 70 Jahre alt bin. Ein Tumorrasen bildet zwar neue Krebszellen aus, diese breiten sich aber in der Fläche aus – eben wie ein Rasen. Schlimmer wäre es, wenn sie invasiv in das Blasengewebe hineinwachsen würden, dann wäre die Gefahr weit größer, dass andere Organe außerhalb der Blase befallen werden können. In diesem Zustand ist das ganze noch leicht zu behandeln. Ende Februar geht es vermutlich für zwei Tage wieder ins Krankenhaus. Am ersten wird der Tumor mit einem Laser entfernt und nach einer Nacht zur Beobachtung, ob auch keine Wunde in der Blase entstanden ist, geht es auch schon wieder nach Hause. Ich kenne das Prozedere ja inzwischen schon ziemlich gut und bin in meinem Krankenhaus quasi Stammgast, der immer mal wieder nach einer Treuekarte verlangt. Bloß nicht den Humor verlieren.

Nervig ist das ganze natürlich trotzdem: da ist man gerade wieder im Trainings-Modus angekommen und trainiert tatsächlich mal nach Plan, da sind alle Pläne auch schon wieder hinfällig. Was bringt es mir nach Plan zu trainieren, wenn ich Anfang März sowieso mindestens zwei Wochen aussetzen muss? Eigentlich wäre heute ja Intervalltraining dran gewesen, aber da die Temperatur heute bei knapp 10°C lag und es auch nur leicht genieselt hat, habe ich mich für eine längere Radtour draußen entschieden.

Premium-Schietwetter würde ich mal sagen, aber genau das hat’s heute gebraucht nach zwei Tagen ohne Sport. Einfach mal draußen auspowern und endlich mal wieder die kühle frische Luft in der Nase spüren. Es ist ja nun echt nicht so, dass ich den Regen liebe, aber immerhin kann ich ihm bei solchen Radtouren abgewinnen, dass durch ihn die Luft so wunderbar klar wird.

Tja, und da ist er wieder: der bedingungslose Optimist, der ich nun mal bin. Oder vielleicht durch die letzten Jahre geworden bin. Anstatt das Schlechte einfach mal das gute sehen:

  • Unser Besuch bei der Feier zum 70. Geburtstag meiner lieben Schwiegermama im Erzgebirge ist trotz OP nicht in Gefahr
  • auch unsere Reise nach Paris ist noch so weit entfernt, dass selbst eine weitere Therapiemaßnahme gut drum herum zu planen wäre
  • Mit ein wenig Glück sitze ich zwei Wochen nach der OP im Sattel. Da kommt mir gelegen, dass momentan noch die Indoor-Zeit ist, in der das Becken nicht so starken Erschütterungen ausgesetzt ist wie draußen
  • Letztlich wurden die Tumore durch die regelmäßige Kontrolle früh erkannt und können absolut gut behandelt werden.

Es gibt also für niemanden einen Grund sich Sorgen zu machen. Ich mache mir die auch nicht. Die einzige Sorge von mir ist jene, dass ich mir vermutlich wieder Dutzende Filme und Serien auf mein Smartphone spielen werde und dann im Krankenhaus keine Lust/Zeit habe, sie zu gucken. Kurzum: ich zeige dem Krebs weiterhin mit hoher Motivation den Stinkefinger.

#FCKCNCR

2 Gedanken zu “When Shit hits the Fan

  1. Ach Mensch, Andy, das tut mir mega leid, dass du dich schon wieder damit herumschlagen musst. Und ich bewundere einmal mehr deine grundpositive Einstellung. Ich drücke die Daumen, dass alle Pläne genauso aufgehen und du zeitnah nach deinem Eingriff auch wirklich wieder auf dem Rad sitzt. <3

  2. Deine positive Grundhaltung und Optimismus ist ein Vorbild für mich. Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen die wir haben, mehr Leben. Nicht falsch verstehen jetzt, natürlich ist Krebsvorsorge und Behandlung sehr wichtig und richtig. Du wirst auch diesen Krebs besiegen und noch unzählige schöne Tage erleben! (und unzählige gute Filme und Serien sehen 😉)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert