29. April 2024

Liebes Tagebuch, 16.01.2024

Es geht in kleinen Schritten voran. Der Schlaf der letzten Tage wird immer erholsamer und so ist meine Body-Battery selbst beim Zubettgehen nicht wieder komplett leer. Ein gutes Gefühl, das sich bei mir sowohl in den sportlichen Tätigkeiten als auch in der Laune widerspiegelt.

Was’s los, Spozzfreund?

Am Samstag habe ich mir eine neue Route auf den Radcomputer geladen, damit ich meine Indoor-Touren nicht immer zuhause starten muss. Der Start war bei Wunstorf und führte mich einmal rund um das Steinhuder Meer:

Um schon mal für bessere Tage gerüstet zu sein, ist die Route gut 100 Kilometer lang, von denen ich Samstag aber nur 25 km gefahren bin. Obwohl ich mich fitter fühle, hat es an dem Tag nicht für mehr gereicht. Dafür habe ich gestern endlich wieder das Training im Fitness-Studio aufgenommen und konnte mein Set mit ganz leichten Abstrichen gut beenden. Heute hingegen habe ich nach gut 10 Minuten das Radfahren abgebrochen, weil ich gemerkt habe, dass ich ziemlich schlapp bin. So ganz bin ich das Post-Corona doch noch nicht los.

Hyper, hyper!

Das große Ereignis, über das ich heute erstmals ausführlicher berichten will, hat am letzten Sonntag stattgefunden. Wir haben uns hypnotisieren lassen.

Wer kennt es nicht: gerade zum Jahreswechsel hin steckt einem die ganze Mampferei von Weihnachten noch in den Knochen, in der kalten Jahreszeit hat man oftmals eh schon ein wenig zugelegt und dann kommen zu Silvester ja auch schon die guten Neujahrs-Vorsätze. Das ist der Boden, auf dem unser Interesse an Hypnose gewachsen ist. Wobei: eigentlich war es nur eine gute Freundin, die uns von einer Bekannten erzählte. Die sei zu einem einmaligen Hypnose-Seminar zum Thema „Abnehmen“ gegangen und – obwohl sie Hypnose gegenüber sehr skeptisch ist – hat tatsächlich einiges abgenommen, was mit einer normalen Diät so wohl nicht geklappt hätte. „Einmaliges Seminar“ klingt ja schon mal gut: so viel kann der Spaß nicht kosten. Und tatsächlich: wenige Minuten später und knapp 160,- € ärmer hielt ich dann auch schon die Tickets für unser Seminar in der Hand.

Wie stehe ich zur Hypnose?

Leider wird die medizinische Hypnose gerne mal in einen Topf geworfen mit so etwas sie Homöopathie. Der Unterschied: zur Wirkungsweise von Hypnose gibt es diverse Studien, während die den Beweis der Wirksamkeit trotz vieler Studien noch schuldig bleibt. Ich bin grundsätzlich ein eher rationaler Mensch, der nicht viel von Heilsversprechungen hält. Außerdem bin ich nicht so hoffnungslos, als dass ich in der Hypnose den letzten Weg sehen würde, um ein paar Kilos abzunehmen. Klar: der Wunsch ist schon da, ein wenig abzunehmen und so ist das Seminar für mich zu aller erst ein Startschuss für das Projekt „Bikinifigur bis Juli“. Eine Gehirnwäsche, die alles toll macht, habe ich nicht erwartet; konnte mir jedoch vorstellen, dass so eine Veranstaltung schon ein paar Impulse geben kann.

Wie lief das Hypnose-Seminar ab?

Im Hannoverschen Conress-Centrum fanden sich zusammen mit uns wohl rund 300-400 andere Seminarteilnehmer ein. Das war also keine kleine Gruppenveranstaltung. Unser Coach hat uns gut zwei Stunden mit verschiedenen Informationen rund um die Ernährung versorgt. Vieles davon war sicherlich nicht nur mir, sondern auch dem hauptsächlich weiblichen und diätgeplagten Publikum bereits bekannt. Aber hier und da gab es noch ein paar interessante neue Aspekte und Denkanstöße, die einem auf der Vernunft-Ebene schon mal klar machen: Gesunde Ernährung tut dem Körper gut.

Aber da wir das alle ja auf der Vernunft-Ebene wissen, soll bei einem Hypnose-Seminar etwas anderes angesprochen werden: das Unterbewusstsein. Nach einer 20minütigen Pause wurden uns noch ein paar Hinweise für die Hypnose gegeben, die zum Ende hin dann mehr oder weniger den Abschluss des Seminars bildete. Vorab wurden zwei Test gemacht, mit denen auch die sogenannten „Show-Hypnotiseure“ (die den Ruf der medizinischen Hypnotiseure ziemlich ramponieren) schnell einen Überblick bekommen, wer im Publikum auf eine Hypnose gut anspricht. Beispielsweise sollten wir die Hände vor dem Brustkorb zusammen falten und die Zeigefinger mit etwas Abstand nach oben stellen. Anschließend erzählte uns der Hypnotiseur, dass unsere Zeigefinger magnetisch seien. Wir sollten uns vorstellen, wie sehr sie zueinander hin gezogen werden. Dass die magnetische Anziehungskraft immer stärker wird. Bei einigen waren die Finger fast sofort beieinander – bei mir hat sich kaum etwas geregt.

Zweiter Test: beide Arme nach vorne strecken, die linke Hand „normal“, die rechte mit der Handfläche nach oben. Als die Augen geschlossen wurden, erzählte uns der Hypnotiseur, dass auf unserer rechten Hand ein ganz schweres Buch liegt. An der linken Hand sei ein Luftballon festgebunden, der den Arm nach oben ziehe. Natürlich wurde das alles sehr langsam und ruhig erzählt und wiederholt, um es zu verstärken. Der Aha-Effekt kam, als wir nach einigen Minuten die Augen wieder öffnen sollten: bei vielen war der linke Arm auf einmal hoch in der Luft, während der rechte Arm fast schon im Schoß lag. Bei meiner Frau hat das auch funktioniert. Nur bei mir: Fehlanzeige. Meine beiden Arme waren immer noch fast auf gleicher Höhe vor meiner Brust ausgestreckt.

Spätestens hier war der Moment, an dem ich keine Wunder mehr für mich erwartet habe. Ich scheine nicht ganz so leicht einen Zugang zu meinem Unterbewusstsein bekommen zu können. Er folgte dann die Hypnose. Während der Hypnose hatte ich nicht ein einziges Mal das Gefühl hatte, komplett „weg“ zu sein, sondern konnte der Stimme des Hypnotiseurs jederzeit gut folgen. Als ich die Augen wieder aufgemacht habe, hatte ich das Gefühl, die Hypnose wäre gut 20 Minuten gegangen. Stellt sich heraus: es waren 30 Minuten. Auch Michi war überrascht, dass die Zeit während der Hypnose so schnell vergangen ist.

Und was hat’s gebracht?

Im Anschluss hatten die TeilnehmerInnen noch die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mitzuteilen oder Fragen zu stellen. Sehr spannend: kaum, dass wir die Augen wieder geöffnet hatten, sagte eine Dame hinter mir: „Meine Kopfschmerzen sind weg.“ Ein Mann, sicherlich schon gut 80 Jahre alt, hatte eine Frage, die mich auch aufhorchen ließ: „Ich hatte während der Hypnose das Gefühl, dass mein Tinnitus fast verschwunden ist. Kann das sein?“ Ja, das kann. Gut zu wissen, denn diesen Tipp kann ich gut an einen Kollegen von mir weitergeben, der von einem starken Tinnitus geplagt wird. Durch Hypnose kann dem Unterbewusstsein quasi gesagt werden, dass es auf diesen Reiz nicht reagieren soll bzw. seinen Fokus nicht darauf richten soll. Der Hypnotiseur beschrieb das mit einem sehr bildlichen Beispiel: „Stellen Sie sich vor, sie haben sich in den Finger geschnitten. Sekunden später kommt ein Löwe in den Raum. Wie weh tut Ihnen noch ihr Finger?“ Klingt plausibel.

Kaum zuhause angekommen hatte ich Hunger und habe mir – ganz gegen meine Art – eine Banane genommen. Als ich genüsslich auf der herumkaute, dachte ich mir: „Mensch, Banane kann ja richtig gut schmecken.“ Normalerweise quäle ich mir Bananen nur rein. Ob sie diesmal geschmeckt hat, weil die Hypnose wirkt, oder ob ich einfach nur will, dass mein Abnehmprogramm nicht gleich mit einer Enttäuschung anfängt, lass ich mal offen. Eine endgültige Antwort habe ich da noch nicht. Dass ich momentan mein Essverhalten ein wenig besser kontrollieren kann, mag ich noch nicht auf eine erfolgreiche Hypnose schieben. Das kann auch alles nur einfach die anfängliche Motivation sein, die man bei Diäten immer hat.

Aber eine Sache hat mich dann doch sehr erstaunt: als wir uns abends bettfertig gemacht haben, schaute mich meine Frau ganz entgeistert an und sagte: „Ich habe heute Abend meinen Tee getrunken, so wie immer. Den gleichen Tee wie immer. Aber heute habe ich das Gefühl, als hätte ich nur Zuckerwasser getrunken. Dabei hat der Orangentee doch normalerweise eine leichte Säurenote?“. Da war ich schon ziemlich baff – genauso wie sie anscheinend auch.

Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier. Michi trinkt sicherlich ähnlich wie ich seit zig Jahren morgens ihren Kaffee. Sie macht immer eine kleine Süßstoff-Tablette rein. Gestern sagte sie, hat sie auf den Süßstoff einfach so verzichtet und ihr hat der Kaffee trotzdem geschmeckt. Bei ihr scheint die Hypnose tatsächlich eher zu wirken als bei mir.

Und wie geht es jetzt weiter?

Wer nach der ersten Hypnose keine große Veränderung sieht (so wie ich…), der soll nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Im Anschluss an die Veranstaltung haben wir einen Zugang zu kostenlosen Hypnosen bekommen, die wir nun tagsüber in einer ruhigen halben Stunde oder auch zum Einschlafen hören sollen. Der richtige Effekt der Hypnose soll erst durch Wiederholung richtig einsetzen. So ähnlich, wie wir alle das Radfahren gelernt haben: zu Beginn musste man sich noch auf das Balance-Halten konzentrieren und war froh, wenn Stützräder vor ersten Stürzen bewahrt haben. Heutzutage steigen wir auf’s Rad, ohne drüber nachzudenken, weil durch häufige Wiederholung die Bewegungsabläufe im Unterbewusstsein verankert sind. Ergo hören wir zum Einschlafen nun eine Hypnose und harren der Dinge, die noch kommen.

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